Traumfrau

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Dieser etwas andere Morgen – am Abend zuvor tiefschürfende philosophische Ergötzungen mit einem guten, geistreichen Freund bei ein, zwei Gläsern Ricard und der Abschluss beim Lesen der letzten Seiten eines wirklich beeindruckenden Buches von Umberto Eco als Grund für eine sehr erholsame, tiefzufriedene Nacht mit hübschen kleinen Träumen – beginnt damit, das ich beschließe, mein Strohwitwerdasein erst einmal bei einem ausgiebigen späten Frühstück im vertrauten etwas szenigen Bistro zu zelebrieren. Ein Ort, den ich immer wieder gerne aufsuche, wenn auch nur sporadisch, um meinen Blick von einem Buch auf die Menschen und auch wieder zurück kreisen zu lassen, vielleicht gelegentlich kleine Notizen in meinem Buch machend, dass ich für diesen Zweck stets bei mir trage.
So auch heute. Und stets ein, zwei oder drei Bücher in meiner Umhängetasche, um, je nach Laune, im passenden Augenblick zur passenden Lektüre greifen zu können. Ein Gedichtband von Charles Bukowski? Ja, das passt heute, stelle ich mit einem Lächeln fest, nachdem ich bei der Bedienung meine Bestellung aufgegeben habe: Frische Croissants nach echt französischer Art (ihr wisst schon, diese bröseligen, aufdringlich nach Butter duftenden, noch leicht warmen) mit etwas Confiture (natürlich französisch ausgesprochen), eine große Tasse Café au Lait, ein Glass frisches Wasser, später würde ich mir vielleicht noch ein Glas Orangensaft ordern. Ich schlage also den Band auf, blättere erst etwas ziellos durch die Seiten, vertiefte mich in ein beliebiges Gedicht...

Erfahrung

Hinten im Flur wohnt eine Dame
die Schmetterlinge und Insekten malt
und im Zimmer stehen kleine Statuen
die sie aus Ton modelliert
ich ging da rein, setzte mich auf
die Couch und bekam was zu trinken
und dann fiel mir eine männliche
Statue auf, die uns den Rücken zukehrte
der arme Kerl stand da und
wirkte sehr beklommen
also fragte ich die Dame:
Was ist denn mit dem?
und sie sagte: Den hab ich
vorne irgendwie verpatzt.
Ich sehe, sagte ich und trank
mein Glas aus, dass sie mit Männern
nicht viel Erfahrung haben.
Sie lachte und brachte mir
noch einen Drink. Wir
unterhielten uns über Klee,
den Tod von Cummings,
Kunst, Überleben usw.
Sie sollten mehr über Männer
wissen, sagte ich.
Ich weiß, sagte sie, Gefalle
ich ihnen?
Klar, sagte ich.
Wir sprachen über Ezra Pound,
Van Gogh, lauter
so Zeug.
Sie setzte sich neben mich.
Sie sagte, ich hätte eine gute
Lebenslinie und wäre männlich.
Ich sagte ihr, sie hätte
hübsche Beine. Ich
weiß nicht mehr
wann ich ging.
Eine Woche später
ging ich wieder nach hinten
und sie bat mich herein.
Ich hab ihn umgemodelt
sagte sie
Wen? fragte ich.
Meinen Mann in der Ecke
sagte sie.

Gut sagte ich.
Willst Du mal sehn?
fragte sie.
Klar, sagte ich.
Sie ging in die Ecke und
drehte ihn herum.
Tja, und wie sie ihn
umgemodelt hatte...
Mein Gott – das war ich!

Ich musste lachen, und sie
lachte mit, und das Kunstwerk
stand da – ein
wunderschönes
Ding.


Unwillkürlich muss ich laut auflachen, obwohl die Pointe leicht vorhersehbar war – aber diese Sprache ist einfach entwaffnend. Für diesen kleinen Augenblick hatte ich vergessen wo ich war und natürlich hat mein Lachen den einen oder anderen schnellen Blick auf mich gezogen, was mir das geschwinde Huschen meiner Augen durch den Raum verriet, aber ich konnte bei niemandem Unmut feststellen, im Gegenteil schien mein kurz auffälliges Verhalten den meisten Anwesenden ein leichtes, huschendes Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Nahezu alle Blicke wenden sich unverzüglich wieder anderen Dingen zu, ich nutze die Gelegenheit, ein erstes Mal auf die anderen Gäste zu achten, Gesichter zu sichten, Geschichten zu ahnen, Fetzen von Gesprächen aufzufangen, Urteile zu fällen – als meine Augen sich in einem Blick verfangen, der völlig unverhohlen auf mir ruht und mich intensiv mustert, ohne sich durch meine Aufmerksamkeit irritieren zu lassen.
Schnell hüpfen meine Augäpfel in eine andere Richtung, den Hauch eines Bildes auf meiner Netzhaut ausbeutend – was war denn das!? Irritiert ob dieses Widerspruches, der sich da in mir breit machte, muss ich mich wieder diesem Gesicht, dieser Gestalt zuwenden, mich dieser wandelnden Frage stellen, die da augenscheinlich auch ihr Interesse an mir auslebt.
Und ich hatte mich nicht getäuscht: Da sitzt tatsächlich eine Nonne, die dennoch keine ist.

Zum Glück hatte sich mittlerweile eine männliche Bedienung mit irgendeiner Bemerkung an sie gewandt, so dass ich mich in Ruhe in diesen Anblick versenken kann, der wirklich außergewöhnliches fürs Auge bietet: Sie trägt die Haube einer katholischen Nonne, nicht jedoch in schwarz-weiß, sondern das Schwarz ersetzt durch ein nobles dunkles, seidig-glänzendes Blau, ein Paar dunkelbraune glatte Haarsträhnen finden ihren Weg auf ihre Stirn, an die ebenso dunkle Augen grenzen, ihr Kleid entspricht eher einem Sommerkleid vom Schnitt her als dem einer klösterlichen Tracht, aus dem gleichen dunkelblauen fließenden Stoff gewirkt wie Teile der Haube, jedoch sehr kurz und tailliert geschnitten mit langen Ärmeln. Anstatt des obligatorischen Kreuzes an einer Kette ziert ihre Brust daran ein kleiner goldener Engel, sehr filigran gearbeitet, dem jedoch die Augen verbunden sind und ein Schwert in die hoch erhobene Hand gegeben ist. Und wie er dort ruht! Ihr Kleid ist am Hals zusammengefasst in einer Art engem Kragen, öffnet sich aber kurz darunter zu einer handbreiten Spindel heller, glatter Haut, deren unteres Ende genau auf die Mitte zwischen ihren handschmeichelgroßen Brüsten zeigt, den Engel umrahmend wie dafür eigens geschaffen. Vom Ansatz eines BHs keine Spur (oder vielleicht doch ganz da unten?) und der kurze Rocksaum lässt erahnen, dass sich darunter der Spitzenansatz halterloser Strümpfe verbergen könnte, die schwarz-transparent ihre wohlgeformten, keineswegs knochigen Beine umschmeicheln, bis sie in einfachen, halbhohen schwarzen Schuhen verschwinden, die jeweils mit einer einfachen kupferstichiggrünen Schnalle verziert sind. Das enganliegende, taillierte Kleid verrät mir eine Figur zum Sehen und Berühren zugleich, schlank in der Taille und doch gerundet an den Stellen, die eine Violine so symbolträchtig für die reine weibliche Form macht. Ein Glück, dass sie etwas versetzt zu mir an der Seite eines Tisches sitzt, dass meinen Blicken derlei reizvoll-delikates nicht verborgen bleibt.
Vor sich auf dem Tisch hat sie auch ein fest eingebundenes aufgeschlagenes Buch liegen, dessen Titel ich nicht einsehen kann, dass aber einen beachtlichen Umfang aufweist, sicherlich keine leichte Kost, denke ich mir. Just in diesem Moment bemerke ich am etwas rauchigen, tiefklingenden Sang ihrer Stimme, dass das kurze Gespräch mit der Bedienung sich dem Ende zuneigt und wende meinen Blick unsicher wieder nach unten, den Zeilen meines Buches zu.
Da tritt die Bedienung an meinen Tisch, räuspert sich kurz, um meine Aufmerksamkeit auf sie zu lenken und fragt mich mit etwas verlegenem Tonfall, ob ich bitte den Titel und Autor des Buches notieren könnte, welches mich zu so einem heiteren Lachen verleitet hätte, ein Gast hat darum gebeten. Sofort fällt natürlich mein Blick auf die geheimnisvolle Unbekannte, die aber auch schon wieder in ihr Buch vertieft ist. Mein erster Gedanke ist natürlich, der Bitte des Boten nachzukommen – als mich der verrückte Gedanke reitet, einen Schritt weiterzugehen. Ich schlage also die erste Seite des Buches auf, verziert durch mein obligatorisches Ex Libris, und kritzle flüchtig den erstbesten Gedanken, der mir durch den Kopf schießt unter die symbolträchtige, feingeschwungene Grafik:

Lass uns einen Tag
eine Nacht
weinen
und lachen zugleich

Dann blicke ich wieder auf, schließe das Buch, drücke es der Bedienung schon etwas unsicher lächelnd in die Hand und wie ich ihm erkläre, er solle einfach das Buch übergeben, klopft mein Herz wie toll in meiner Brust.

Der junge Mann schaut mich etwas erstaunt an, wendet sich aber wie verlangt um und nähert sich dem Tisch der geheimnisvollen Unbekannte, beugt sich etwas zu ihr herunter und flüstert ihr, nachdem sie zu ihm aufschaut, einige kurze Worte zu. Offensichtlich erstaunt über dieses Präsent, dreht sie mir unverzüglich den Blick zu, beginnt zu lächeln, bedankt sich bei der Bedienung und lässt die Seiten des Buches geschwind über ihren Daumen springen, stoppt jedoch irgendwo in der Mitte abrupt das Huschen, biegt die Seiten auseinander und versenkt ihren Blick darin. Jetzt bin ich baff, sie hat weder den Titel angeschaut, geschweige denn von der Widmung Notiz genommen – was soll ich davon halten? Natürlich lasse ich meine Aufmerksamkeit weiterhin auf ihr ruhen, aber sie nimmt keine Notiz davon und liest weiter, als ob das so selbstverständlich sei wie der Laufe der Sonne am Firmament.

*****

Minuten später kapituliere ich, auch gedrängt von einem Ruf der Natur, reiße mich förmlich von ihrem Anblick weg und erhebe mich, um die hiesige öffentliche Örtlichkeit aufzusuchen, ein bisschen auch, um dort meine Irritation etwas in Bahn zu bringen. Ich bemerke zwar im Augenwinkel, das sie meinem sich Entfernen in die hintere Hälfte des Bistros durch Heben des Kopfes Aufmerksamkeit widmet, da bin ich aber schon durch die Schwingtür entschwunden.

*****

Zurückgekehrt in den Gastraum bemerke ich sofort, dass ihr Platz leer ist! Auch mein sofortiger rascher Blick kann keine Spur von ihr entdecken, sie ist weg! Leicht enttäuscht, eigentlich fast schon ein wenig verletzt, setze ich mich zögerlich wieder in Bewegung und begebe mich an meinen Platz am Fenster, als mir auffällt, dass sich am Arrangement meines Frühstücks etwas verändert hatte – der Teller mit dem Croissant war zur Seite geschoben und an seiner statt ein aufgeschlagenes Buch gelegt, dem ich natürlich sofort meine gesamte Aufmerksamkeit widmete.
Es war augenscheinlich ihr Buch, und eine feine Schrift am oberen Rand der rechten Seite verkündete mir mit knappsten Worten: Gerd. 18 Uhr im Alten Nationalmuseum. Angelika

Angelika! Schlagartig fällt mir das Symbol an ihrem Busen wieder ein, eine Hitzewelle durchflutet mich wie eine Gänsehaut und ich bemerke das Grinsen der Bedienung.

*****

Natürlich bin ich schon vor 18 Uhr dort, der ganze restliche Tag war gepeinigt von meinen Gedanken, Befürchtungen, Hoffnungen, Spekulationen – selbst die Wahl der Kleidung wurde zu einem wahren Dilemma, bis ich mich entschloss, genau das anzuziehen, was ich auch zum Frühstück getragen hatte – eine kluge Wahl, versuche ich mir jetzt noch einzureden. Ständig hämmert ihr Name durch meine Gedanken, Angelika, Angelika, beeindruckt schweifen innere Blicke über die flüchtige Erinnerung an sie. Ich betrete die Nationalgalerie, entbiete an der Kasse den Obolus, werde von einer mürrischen kassenangestellten darauf hingewiesen, dass das Haus um 19 Uhr schließe. Wo sollte ich auf sie warten? Oder sollte ich sie suchen, während sie irgendwo auf mich wartet? Ich entschließe mich spontan, der Beschilderung in die Abteilung der Malerei des 19. Jahrhundert zu folgen, blind auf einen Zufall hoffend.
Sie ist nicht da. Das ganze Museum ist wie ausgestorben.

*****

Eine knappe Stunde später, ich vertiefe mich gerade so gut es eben geht in einen lichtdurchfluteten Akt von Lord Frederic Leighton, gebe ich insgeheim schon jede Hoffnung auf. Gerade entspringt meiner Brust ein tiefer Seufzer, teils aus Traurigkeit, teils aus Rührung über die wunderschöne Transparenz der dargestellten Nymphe, als eine rauchige Stimme mir leise von hinten zuraunt: „Entschuldigen Sie bitte, könnten Sie mir gerade mal behilflich sein?“
Fast zu Tode erschrocken zucke ich herum und - da steht sie, unverwechselbar, den Rücken mir zugewandt, die Arme unter ihre Haube geschoben, mir dadurch den Reißverschluss ihres Kleides darbietend, fast so, wie es bei vertrauten Paaren kurz vor dem Schlafengehen im Schlafzimmer üblich ist. Nur – wir sind hier nicht im Schlafzimmer, also was zum Teufel soll das!?
Fast wie hypnotisiert jedoch wissen meine Hände mehr als ich selbst, greifen nach dem Zip und ziehen langsam, richtig genüsslich daran, wodurch sich mir ihr Rücken entblättert, fast als würde ich eine Banane schälen. Ohne sich umzudrehen, schlüpft sie aus den langen Ärmeln, lässt das Kleid herunterrutschen, bewegt sich nur einmal kurz in der Art einer Schlange, um ihm über die Hüften zu helfen, lässt es auf den Boden gleiten, steigt mit einer kleinen Bewegung aus diesem Kreis Stoff seitlich heraus, bückt sich danach, hebt es auf und – setzt sich in Bewegung, anmutig in den Hüften wiegend, als wenn eine Königin durch ihre Privatgemächer wandeln würde, um sich in ihr Bad zu bewegen. Und besonders spektakulär war daran die Tatsache, dass sie bis auf die Schuhe und die Haube vollständig nackt ist! Mir stockt der Atem, ich staune nur noch. Sie schreitet auf diese unvergleichliche Art auf die rückwärtige Wand zu, in der sich eine Tür mit der Aufschrift Personal befindet, öffnet diese erstaunlich geräuschlos und verschwindet wie ein Geist.

Wie paralysiert stehe ich da und stiere auf die sich langsam von selbst schließende Tür. Dann endlich, unter tausenden anderen Gedanken, kristallisiert sich endlich der entscheidende, unwiderrufliche, einzig wahre Gedanke heraus: Hinterher, Du Idiot!
Mit hastigen Schritten laufe ich auf die Tür zu, erreiche sie kurz bevor sie ins Schloss fällt, und trete hindurch in eine Treppenhaus, das nur notdürftig von grünen Notausgang-Leuchten in ein dämmriges Licht getaucht ist. Verharrend, höre ich von weiter unten ihre Schritte und folge dem Echo, nun langsamer, behutsamer, als gelte es, einen Schwarm Vögel vor dem Aufschwärmen zu bewahren, gleichzeitig immer wieder auf den Klang ihrer Schritte lauschend. Es geht zwei Stockwerke, dann ein drittes nach unten, als ich eine offene Tür erreiche und in einen großen Lagerraum schaue, gefüllt mit einem Sammelsurium aus historischen Möbeln aller Epochen soweit das Auge reichte. Auch hier nur eine dämmrige Notbeleuchtung, und auf dem freien Gang, der sich von der Tür quer durch dieses Panoptikum der Geschichte erstreckte, sehe ich sie dahinschreiten mit ihren kleinen Grübchen knapp über dem leicht federnden, birnengeformten Hintern, eine Acht nach der anderen zeichnend, gerade zu auf einen riesigen barocken Goldrahmen, der diesen Weg umspannt wie ein Triumphbogen. Sie steigt in den Rahmen, weiterhin mir den Rücken zugekehrt, streckt ihre Arme nach links und rechts aus, berührt ihn leicht mit den Fingerspitzen, lässt den Kopf ein wenig in den Nacken sinken, winkelt eines ihrer Beine nach hinten an und streckt ihren Rücken offensichtlich voller Wohlgefallen einmal kräftig durch. Ein wahrhaft lebendiges Kunstwerk, zeitlos, schön, berauschend.
Sie verharrt kurz, entspannt sich dann, setzt sich wieder in Bewegung, erst gerade, dann zur Seite, und gibt dadurch den Blick frei auf die Szenerie, nein, die Landschaft, die sich dahinter verbirgt: Just in der Blickachse steht als Abschluss dieses Weges ein riesiges Himmelsbett, was sage ich ein Himmel von Bett, mindestens einige hundert Jahre alt, umrahmt von einem kleinen Meer von großen Kerzen auf riesigen Kandelabern, die deren Licht über Kopfhöhe emporhoben, eine Szenerie wie aus einer Episode Giacomo Casanovas Memoiren entnommen.
Ich trete näher, gebannt von diesem Anblick, erreiche den Bilderrahmen, schreite hindurch, als ich ihre Stimme aus dem Off erklingen höre: „Wein?“
Jetzt bemerke ich am Fußende des Bettes, fast unsichtbar vor der barocken Stickerei des Bettüberwurfs, ein kleines hölzernes Tischchen, rund, bestückt mit einer silbernen Platte, einer Kristallkaraffe gefüllt mit dunkelrotem, schweren Wein und einem dazu passenden Glas, oder wohl eher einem kleinem Pokal, in dem sich das Licht der Kerzen funkelnd bricht. Ich werfe einen Blick in die Runde, kann, Angelika allerdings nirgends entdecken und lasse daher meiner Kehle ein fast krächzendes „Sehr gerne“ entfleuchen. „Bedienen Sie sich“ schallt es darauf aus dem Nichts und ich lege meine Hand um den Hals der Karaffe, befolgend was mir die Stimme geheißen.
Der Wein ist gut, sehr gut sogar, sein volles Aroma umschmeichelt meine Kehle, betäubt und belebt zugleich meine Zunge und hinterlässt einen nachhaltigen Eindruck – sie scheint einen sehr exquisiten Geschmack auch in diesen Dingen zu besitzen! „Wenn Sie sich etwas bequemeres anziehen wollen, sie finden eine angemessene Garderobe auf dem Bett vor.“ Wieder diese Stimme aus dem Nichts, ich blicke mich um und bemerke erst jetzt, dass ich nicht von unendliche vielen Kerzen umgeben bin sondern die meisten davon Spiegelungen sind, wiedergegeben von einer ganzen Reihe großer, fast altersblinder Spiegel in Ständern, die in unregelmäßigen Abständen das Bett wie eine Sichtbarriere umgeben, nicht akkurat ausgerichtet, sondern versetzt, verschoben, so dass sich teilweise das Bild eines Spiegels wiederum in einem anderen reflektiert, den Eindruck eines unendlichen Meers aus Kerzen vermittelnd. Dazwischen willkürlich verteilt, historische Kostüme aller Art, drapiert auf altmodischen Schaufensterpuppen, eine stumme Versammlung gespensterhafter Zeugen.
Ich wende mich dem Bett zu, stelle das Glas zurück und finde einen schweren Hausmantel aus durchwirktem Brokat. Nur kurz sinne ich nach, dann beschließe ich, ihrem Beispiel zu folgen, entledige mich all meiner Kleider, werfe sie in das Dunkel hinter dem Licht und schlüpfe in den weitgeschnittenen Mantel, der sich erstaunlich angenehm auf meiner Haut legt.
Aus den Augenwinkel bemerke ich eine Bewegung, drehe mich wieder zu der Versammlung von Kleidern und Spiegeln um, da taucht sie auf – nicht einfach, nein hundertfach, so scheint es, ihr Anblick schreitet in jeden Spiegel der mich umgibt, eine Flut von Eindrücken, mal hier eine klare Hüfte, da ein klarer Busen in einem weniger blinden Fleck, und da und da ihr Gesicht, charismatisch von einer anonymen Kerze umstrahlt. Ich bin überwältigt und mache unwillkürlich einen kleinen Schritt nach hinten, stoße mit den Beinen an das Bett und setze mich, den Blick gebannt über die Spiegel schweifend.
Sie hat so wunderschöne, handtellergerechte Brüste, wie sie eigentlich nur die Jugend zu bieten hat, fest, fast empor springend, mit festen Brustwarzen in kleinem Hof die fast wie Augen auf den Betrachter gerichtet sind, ihre schmale Taille verbreitet sich zu einer akzentuierten Hüfte, Lenden welche einladend ein scharf begrenztes, kleines Dreieck dunkler, ja fast nachtschwarzer Schamhaare umschmeicheln. Um ihren Bauchnabel entdecke ich ein fein gezacktes Muster, einer kleinen Sonne gleich, der Engel an ihrem Busen funkelt wertvoll im Glanze vieler Kerzen und die langen, schlanken Beine enden in zierlichen Füssen, nun offensichtlich ihrer Schuhe entledigt.
Mir ist unwahrscheinlich heiß geworden, fast schon spüre ich Schweißtropfen aus meiner Stirn hervorbrechen, als ihr Bildnis aus den Spiegeln entschwindet und ein kurzen Augenblick darauf sie selbst aus dem Kreis der Puppen und Spiegel entschreitet, mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen und einem Glas wein in der Hand. Sie schreitet zum Fußende des Bettes fast an mir vorbei, verschwindet für einen Augenblick hinter der stoffbehangenen Eckstütze und kehrt zurück, nun in der anderen Hand mein Glas, das sie mir schweigend überreicht. Das Klingen der kristallenen Gläser schwingt noch nach, bis wir sie an die Lippen führen, und selbst dann scheint es noch in der Luft zu liegen wie der Gesang magischer weiblicher Wesen aus uralten Zeiten...

*****

Was soll ich noch sagen? Wir liebten uns, vereinigten uns, verschmolzen; sie verwöhnte mich, trug mich empor auf ungekannte Höhen; ihre Lippen, ihr ganzer fester und doch weicher Körper waren überall und nirgendwo, und ich war in ihr, an ihr, um sie herum, wir waren eins. Ich trank sie, sie trank mich, wir spendeten uns gegenseitig, was immer wir zu spenden hatten, wir ließen uns kommen, gehen, liefen aus und vermischten uns, fühlten, besahen, bewunderten und flogen. Und wir sprachen – über Bücher. Unendlich lange.

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