Glauben bedeutet, Böses zu tun

Schlicht und einfach: Ich bin Atheist. Agnostiker war ich einmal, im Nachhinein bei mir „diagnostiziert“ als sentimentaler „Übergangsschmerz“, ein Überbleibsel dessen also, was mir in meiner Kindheit und Jugend ohne meinen aktiven Willen regelrecht angetan wurde.

Ich glaube weder an einen Gott noch an irgendeine „übergeordnete, schaffende oder lenkende Kraft“, ob die jetzt nun gut, böse oder neutral (gibt es sowas überhaupt?) ist. Ich glaube höchstens daran, dass ich mit dieser Einstellung recht habe ;-)

Erst einmal zur Entwicklung: Ich wurde, wie die meisten in diesem Lande, in einer Familie und einer Umwelt aufgezogen, die mit christlichen Ritualen durchtränkt war: Weihnachtsmessen, kirchliche Hochzeiten, Taufen, Kommunionen, Firmungen, Konfirmationen, Beichte üben, Religionsunterricht besuchen, Gebete zu Tisch, das Vater Unser, triefende Beerdigungen, 10 Gebote pauken, allgegenwärtige Symboliken, abendländisch-christliche Literatur, Filmwerke Hollywoods, durchtränkt mit christlicher Moral und Sündenvorstellung, Pfingst- und Ostermonumentalschinken, allgegenwärtige Grußformeln wie Grüß Gott, Fischabzeichen an Autos... - - - Das Christentum ist das Stakkato eines monströsen Maschinengewehrs, dem die Munition niemals ausgeht. Genauso tödlich, genauso penetrant, genauso bedrohlich, genauso raumergreifend, omnipräsent. Man kann ihm nicht entkommen, es drängt sich ständig auf, es sitzt in den Köpfen der Menschen, behämmert sie vom ersten Wort dass sie begreifen lernen. Es sagt von sich, wie die Waffenlobby in den USA, es sei doch im Grunde neutral, nein sogar gut, nur wer schlechtes damit mache dürfe doch nicht als Maßstab für den genommen werden, der den Abzug nicht drückt und stattdessen vorne in den Lauf eine Blume hinein steckt. Aber mich beruhigt das nicht. Es macht mich nervös, es macht mich ängstlich, diese Gewalt bedroht mich, bedroht die ganze Welt und deren Zukunft, unsere Kinder.
Es kam die Zeit, als ich begann, kritischere Schriften in die Hände zu bekommen, Berichte über Gräueltaten, Berichte über Schicksalsschläge, Berichten über Massaker, Lügen, Intrigen, Frömmelei, Hinterfotzigkeiten, Verwicklungen, Bigotterien, Schandtaten. Naja, dachte ich mir, das waren die Individuen, die das System beschmutzten. Dann die Schriftrollen von Qumram, das mehrmalige Lesen der Bibel, Deschner, Mynarek, Drewermann u.v.a.m. ... mein Bild des Glaubens, der Kirche und das Gottes geriet immer mehr ins Wanken und ich musste erkennen dass die Religion mit mir spielte, sich eines Instrumentariums bediente dass mich entzücken konnte und sollte, mich in Trance versetzten konnte, mir „heilige“ Gefühle vermitteln konnte, weil mein Gehirn eben so ist dass es das kann, mich Dinge wie ein Licht am Ende eines langen Tunnels sehen lassen konnte... und mir wurde klar, dass es sich um Scharlatanerie handelte, um ein Spiel einer Institution, einer Idee mit den Irrungen meines Geistes, mit den Irrungen des Geistes, der Psyche eines jeden von uns – was mir sogar im nachhinein geradezu naturwissenschaftlich bestätigt wurde (Wen es interessiert: Titelstory DER SPIEGEL 21/2002, Seite 190) Ich war am Zweifeln und der Zweifel wurde letztendlich zur Sicherheit – Gott existiert lediglich in den Köpfen der Menschen. Und er ist gefährlich, gefährlicher als alles andere. Denn Gott fehlt bei Bedarf jede Moral, jede Ethik, da er sich loslöst von Logik und Menschlichkeit, ja sogar den Anspruch erhebt sich ungefragt jederzeit darüber erheben zu dürfen – und die Menschen lassen „ihn“ gewähren, in dem sie selbst das verüben, was ich schon alles aufgezählt habe und es dann auf „ihn“ schieben können. Gottes Wille? Gottes Werkzeuge… Du und ich und all ihr anderen.

Rede ich eigentlich nur vom Christentum? Nein, das tue ich nicht. Ich beziehe jede Religion mit ein, jeden Gott, der direkt und indirekt mit dem Schicksal und dem Handeln von Menschen in Verbindung gebracht werden kann. Alle sind sie schuldig obwohl sie es eigentlich nicht sein können da sie nicht existieren – was uns selbst widerum zu den Schuldigen macht. Alle sind sie blind. Alle lassen zumindest gewähren wider jegliche Moral, Ethik, wider Gesetze und Menschlichkeit.

Jetzt könnte man die Frage stellen: „Wenn es Gott für mich nicht mehr gibt... was bleibt dann übrig?“ Aber diese Frage ist falsch gestellt. Sie muss lauten „Was gewinne ich dadurch, macht mich das reicher?“ Die Antwort dazu habe ich überall gefunden, vor allem in der Philosophie, aber auch in der Geschichte, der Politik, der Psychologie, der Biologie... sie lautet: Ja. Und noch mal ja. Ein Leben ohne Gott ist humanistischer, humaner, gerechter, fairer, freier. Es gibt mir mein Schicksal in die Hand, es macht mich verantwortlich und dadurch zu einem besseren Menschen, wenn ich auf mein Gewissen höre, welches mir eine Philosophie jederzeit geben kann, dazu bedarf es keines Gottes und keiner 10 Gebote. Und ich bin gut weil ich es bin und nicht weil es von mir gefordert wird bei Strafe. Ich verstehe statt nur zu glauben, ich stehe im Licht und sehe selbst den Weg statt an einer riesigen Hand durch eine dunkle Welt geführt zu werden mit der Lobpreisung, am Ende sei ein Licht und wenn wir nur wirklich wollten, könnten wir es sogar jetzt schon sehen.

Ja, die Kirche hat auch schon gutes getan. Aber mal ganz ehrlich, bedurfte es für dieses Gute auch einer Kirche, einer Religion, eines Gottes? Nein: Eine Gesellschaft ohne Kirche, ohne Gott ist eine Welt mit einer geschlossenen Moral, einer geschlossenen Ethik, die ihre Widersprüche ohne Einmischung von außen, ohne die Einmischung eines Gottes selbst beheben kann. Und das nenne ich einen Weg zum Frieden, einen menschlichen Weg zum Miteinander. Dann heißt es eben nicht Bibel und Gesetz sondern „nur“ Gesetz – das sich in seinem Kanon nicht an hanebüchenen Widersprüchen orientieren muss und daher insgesamt ganz einfach gerechter und humanistischer sein kann.

Sind wir doch mal ehrlich: Fast alles was in dieser Welt an Konflikten existiert, ob nun individuell oder global, steht in irgendeinem Zusammenhang mit den Inhalten von Religion, „heiligen Schriften“, religiösen Institutionen, Dogmen, Paradiesversprechungen, Heilsverkündigungen, unserer gläubigen Vergangenheit und unserer gläubigen Vorfahren. Fast überall stoßen wir bei der Analyse „des Bösen“, des Unheils, der Ungerechtigkeit und vor allem unseres inneren Zwiespalts (ja, auch was sexuelle Dinge betrifft!) auf diese Quelle, auf diesen Ursprung – und dabei ist er, dieser Gott, nichts anderes als eine Metapher für uns selbst, für unser eigenes Versagen, unser eigenes „Böse“, den wir aber so ganz bequem wegschieben können, dem wir unsere „Sünden“ aufladen können, dem wir die Schuld „zuschieben“ können, der uns verzeiht egal was wir tun. Dadurch verändern wir überhaupt nichts bei uns selbst, es entsteht ja auch kein Bedarf zum Handeln, handeln soll ja dieser Gott für uns. Wie bequem.

So, nun mal zu den in den Raum gestellten Fragen: Ich habe keine Bibel, an die ich glaube. Und wenn ich eine hätte, so wäre sie in einigen wenigen Worten geschrieben: Kants kategorischer Imperativ: 'Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.' Oder einfacher ausgedrückt und in diesen Wortlaut auch schon geläufig: „Stell dir vor, alle wollten so handeln wie du jetzt - wären die Folgen erträglich?' und/oder „Was Du nicht willst was man Dir tu das füg’ auch keinem andern zu“.

Unter diesem Aspekt erübrigt sich denke ich die Frage nach meinem Ich und einer Verbindung zwischen Gott und meiner Sexualität – Sexualität birgt für mich in keinster Weise irgendeine Wertigkeit betreffend einer Moral oder einer Ethik, es kann sich überhaupt keine schlechtes Gewissen daraus ergeben, es kann keine Schuld geben, die irgendwie einhergeht mit Sexualität. Denn Sexualität an sich schadet nicht, im Gegenteil es erfreut und noch viel mehr. Es sind lediglich die Werte welche dahinterstehen die zählen, Sexualität ist das Werkzeug und nicht die Intension.

Wie gehe ich mit „Gläubigen “um... Ich möchte nicht sagen, dass ich sie toleriere. Ich kann ihre Abhängigkeit, ihre Lethargie des Denkens dafür zu wenig verstehen, kann ihnen, sofern sie die geistige Fähigkeit dazu haben, auch nicht wirklich verzeihen, dass sie von ihr keinen Gebrauch machen, keinen Willen dazu aufbauen, die Welt besser zu machen als es „ihr Gott“ zulässt. Aber ich lasse sie gewähren. Auch wenn ich nicht umhin kann, sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu provozieren, dass bin ich meiner Überzeugung schuldig, das bin ich unseren Nachkommen, unserer Nachwelt schuldig. Und ich würde auch in einem Beichtstuhl ficken, wenn er dabei nicht beschädigt oder beschmutzt wird und ähnliches tun, aber nicht in ein Weihwasserbecken pissen, da dies unappetitlich für die anderen wäre ;-)

Kurz gesagt: „Gläubige“ dürfen neben mir existieren - aber nur solange sie sich im Rahmen des kategorischen Imperativs bewegen, dann ist bei mir Schluss. Und das tun Gläubige leider nur all zu oft, selbst und insbesondere wenn sie schweigen und gewähren lassen.
Konrad - 10. Jun, 20:19

Hallo Atheist !

Mach´s wie ein Denker, der von Glauben, Aberglauben, Furcht und dem Zwang, mit seinen Spruechen Politik zu machen, befreit ist.
Der sagt folgendes:
Es gibt z.B. unterschiedliche Stuehle, unendlich viele, aber dennoch kann man das Wesentliche eines Stuhls mit einem Wort beschreiben.
Es gibt Stuehle, Schraenke, Haeuser, Gaerten, unendlich viele, aber dennoch kann man das Wesentliche, den gemeinsamen Nenner, dieser Gegenstaende beschreiben.

Und das Alleroberste ist "Gott".
Eine Idee, ein Ideal, ein Begriff eine logische Schlussfolgerung.

Wer behauptet, er habe solch eine Idee, Ideal auf der Strasse herumspazieren sehen, zum Beispiel die Tochter der "Gerechtigkeit", und man habe dieser leibhaftigen Tochter der Gerechtigkeit sogar die Hand schuetteln koennen, sie habe dann "Wunder der Gerechtigkeit" vollbracht dann werden viele aufmerksame und denkfaehige Menschen behaupten, dass diese ganze Geschichte eher ein Mythos ist, eine Legende aber eben nicht "Wahrheit" im Rechtssinne.

Aber was ist, wenn einer sagt, er habe aufgehoert, nach der Gerechtigkeit zu forschen, an sie zu glauben, weil er ein "NichtGerechter" sei ?
Traurig ist´s.

promisc - 26. Jul, 11:28

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